14. Internationales NPO-Forschungscolloquium | Instituten für Management Accounting und für Public und Nonprofit Management (Johannes Kepler Universität Linz) gemeinsam mit dem Verbandsmanagement Institut (Universität Fribourg/CH) | 08.-09.04.2021, Linz (Online)
Vortrag von PD Dr. Susanne Kirchhoff-Kestel
Die Rolle und Funktion des Nonprofit-Sektors und das Binnenverhältnis der einzelnen Anbieter untereinander unterliegen einem ständigen Wandel. Das lässt sich an den Beziehungen zwischen dem Nonprofit-Sektor und staatlichen Akteuren ablesen, an einer zunehmend pluralen Anbieterstruktur durch neue Akteure (z. B. Social Enterprises, Bürgerstiftungen) sowie an einer Renaissance gemeinwohlorientierter Genossenschaften. Aktuelle disruptive gesellschaftliche Ereignisse wie z. B. die COVID-19- Pandemie, aber auch mittel- und längerfristige globale und europäische Reformagenden (UN Sustainable Development Goals, EU Agenda 2020) stellen den Nonprofit-Sektor auf der einen Seite vor große Herausforderungen, bieten auf der anderen Seite aber auch Chancen für die Mobilisierung seines Innovationspotentials.
Beeinflusst durch das Staatsreformleitbild des New Public Managements hat im Nonprofit-Sektor eine Abkehr von einer bürokratischen, prozessorientieren Steuerung hin zu einer (vermehrt) wirkungsorientierten stattgefunden, wodurch das Marktparadigma einen stärkeren Raum einnimmt. Gesellschaftliche Entwicklungen verstärken zudem den Wettbewerb bei der Beschaffung von Ressourcen. In der Folge haben viele Nonprofit-Organisationen (NPO) bereits umfangreiche Modernisierungs- und Professiona- lisierungsprozesse hinter sich, in deren Rahmen nicht nur betriebswirtschaftliche Instrumente ausgebaut wurden (Stichwort: Managerialismus), sondern auch die Konkurrenzorientierung verstärkt wurde.
Demgegenüber haben viele NPO die Kooperation „in ihrer DNA“. Viele sind als Kooperation von Personen und Institutionen entstanden (Stichwort: Verbände), kooperative Strukturen tragen oft auch dazu bei, die Mission besser zu erfüllen oder die Effizienz der Leistungserstellung zu erhöhen. Letztlich setzt auch das Konzept der New Public Governance zur Lösung komplexer gesellschaftlicher Probleme nicht primär auf Wettbewerb bzw. Konkurrenz, sondern auf eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen öffentlichen Institutionen, NPO, privat-kommerziellen Unternehmen und den Bürger*innen. Das Erbringen wohlfahrtsstaatlicher Leistungen ist heute ein Multi-Governance-Unterfangen, bei der Nonprofit-Anbieter als zivilgesellschaftliche Akteure gefragt sind. NPO bewegen sich also in einem Spannungsfeld zwischen Kooperation und Konkurrenz, bezogen auf ihre Rolle in der Gesellschaft (Makro- Ebene) ebenso wie in ihrem konkreten Managementhandeln (Mikro-Ebene).
Der Diskussion der geschilderten Entwicklungen und der Konsequenzen, die sich aus ihnen ergeben, soll im Rahmen des 14. NPO-Colloquiums hinreichend Raum gegeben werden.